Menschen mit Handicap achten
Aalen
Seit 2011 besteht eine Bildungspartnerschaft zwischen der Werkstatt an der Hochbrücke (Samariterstiftung) und der Realschule auf dem Galgenberg (RSG) in Aalen. Da lag es nahe, dass die Achtklässler der RSG für ihr Projekt „Zeitung in der Schule“ (ZiS) mit der Schwäbischen Post die Arbeit der Samariterstiftung exemplarisch vorstellen.
Die RSG-Schülerinnen Nina Francz, Alisia Vahit und Anneli Vetter besuchten dafür Monika Nerstheimer. Sie arbeitet seit 2009 für die Samariterstiftung in Aalen. Die Diplom-Sozialpädagogin ist hier für den Sozialdienst zuständig. In der „Werkstatt an der Hochbrücke“ arbeitet sie in der Verwaltung und kümmert sich um alle Belange der Beschäftigten mit Handicap.
Zuerst wird die Aufnahme geregelt. Für die Kostenträger müssen Berichte erstellt werden. Darin muss der Entwicklungsstand eines Beschäftigten dokumentiert werden. Danach richtet sich der Arbeitsbereich, in dem eine Person eingesetzt werden kann. Der wichtigste Grundsatz ist: Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Personen mit Handicap einmal gelernt haben, sollen unbedingt erhalten bleiben. Alle Maßnahmen werden danach ausgerichtet. Für die Mitarbeiter (mit Handicap) gibt es regelmäßige Schulungen, etwa Übungen zum Brandschutz oder zur Hygiene. Die Organisation dieser Übungen gehört mit zum Aufgabenbereich von Monika Nerstheimer.
„Mein Hauptaufgabe ist die Förderung von Menschen lebenslang“, sagt Nerstheimer. In dem Sinne organisiere sie Freizeitangebote wie Ausflüge oder Sport. Die Fußballmannschaft der Werkstatt spielt zum Beispiel in der Ostalbliga. „Wir unternehmen auch regelmäßig Spaziergänge mit einem Hund“, erzählt Nerstheimer. „Die Menschen können bei uns malen, stricken, häkeln oder filzen.“ Es gibt auch musische Angebote. Nerstheimer nennt das Singen in ihrem Projektchor. „Bei allen Angeboten stehen Spaß und Freude im Vordergrund.“
Und weiter: Die Werkstatt an der Hochbrücke ist eine zertifizierte Werkstatt. Monika Nerstheimer betont: „Aufträge aus beispielsweise der Automobilindustrie verlangen hundertprozentige Präzision von den Mitarbeitern. Die Endkontrolle ist deshalb sehr wichtig.“
Die RSG-Schülerinnen möchten außerdem wissen:
Macht Ihnen Ihr Beruf Spaß?
Monika Nerstheimer: Ein großer Vorteil ist, dass ich alle meine Aufgaben völlig selbstständig organisieren kann. Außerdem ist der Umgang mit den Mitarbeitern sehr vertrauensvoll. Das macht viel Freude.
Was ist manchmal stressbelastet?
Meine Hauptaufgabe ist die Förderung von Menschen lebenslang. Sehr arbeitsintensiv ist die Umstellung der Papierakten auf digitale Akten. Außerdem gibt es zukünftig in den Berufsbildungsbereichen neue Ansätze. Die Mitarbeiter sollen sich auf bestimmte Tätigkeiten spezialisieren, zum Beispiel im Hauswirtschaftsbereich. Manchmal ist auch die Organisation der Fahrdienste aufreibend. 80 Prozent der Mitarbeiter kommen mit dem „Sammeltaxi“ zur Arbeit.
Welchen Hobbys gehen Sie zum Ausgleich nach?
Ich besuche regelmäßig eine Sportgruppe. Wir machen Aerobic. Ich walke und singe einmal pro Woche in einem Chor.
Welche Ausbildungsberufe gibt es bei der Samariterstiftung?
Man kann eine ganze Reihe von Berufen erlernen: Büromanagement/Verwaltung, metallverarbeitende Berufe, Heilerziehungspfleger, Arbeitserzieher, Altenpfleger, Koch oder Hauswirtschafter. Außerdem kann man in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule in Heidenheim bei uns und im Studium sozialpädagogische Berufe erlernen.
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?
Man sollte Interesse für Menschen mit Handicap mitbringen. Respekt und Empathie gegenüber dieser Personengruppe ist unbedingt nötig.
Wie sind die Rahmenbedingungen: Verdienst, Dienstzeiten, Aufstiegsmöglichkeiten?
Man hat eine 38,5-Stunden-Woche. Es gibt Gleitzeit – allerdings ist in den Werkstätten die Arbeitszeit von 8 bis 16 Uhr fix. Wenn man in einem Wohnheim beschäftigt ist, muss man im Schichtdienst arbeiten. Die Bezahlung erfolgt nach den Richtlinien des Öffentlichen Dienstes. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es immer. Führungstätigkeiten werden auch besser bezahlt. Wenn man eine Ausbildung in den Werkstätten der Samariterstiftung macht, stehen die Chancen für eine Übernahme gut. Um erst mal herauszufinden, ob einem die Aufgaben gefallen, kann man zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.© Gmünder Tagespost 04.09.2018 15:41
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